Donnerstag, 9. Mai 2013

Spekulationsblasen

Angeregt durch die ÖPB ein paar Gedanken zum Thema Spekulationsblasen, die aber noch viel Luft zum weiteren Ausbau haben.

First of all: Blasen lassen sich nicht vermeiden. Die Masse hat Recht und man ändert in einer Blase seine Wahrnehmung und Bewertung der Umstände. Das ist per se nicht falsch und kann auch eine gewollte Richtung annehmen. So befinden wir uns vielleicht in einer Öko- und Bio-Blase? Oder wir sind in einer Autoblase (größer, schwerer, der Nachbar hat schon wieder ein neues, ...). In der jeweiligen Wahrnehmung wird die Übertreibung nicht erkannt sondern alles ist in sich richtig und logisch.


Eine Marktwirtschaft läuft immer wie ein Pendel und es gibt immer ein Überschießen in eine und anschließend in die andere Richtung.


Kann man Spekulationsblasen erkennen?

Spekulationsblasen entstehen, wenn der Markt im Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage durch unnatürliche (spekulative) Nachfrage ausgehebelt wird. Wie lässt sich spekulative Nachfrage von fundamentaler Nachfrage unterscheiden? Zum Beispiel durch im Peer-Vergleich unnatürliche kurze Haltefristen. Also z.B. bei Aktien nur Tage, bei Bonds Wochen, bei Häusern und Wohnungen nur Monate bis 1-2 Jahren. Wenn man die Verschiebung der durchschnittlichen Haltefristen messen kann, könnte man einen Indikator für eine Spekulationsblase haben.

Wie kann man Spekulationsblasen bekämpfen

Blasen entstehen durch Fehlallokation. Obwohl bereits viel Nachfrage (i.d.R. Geld) eingebracht wurden, ist es immer noch lukrativ, noch mehr rein zu pumpen. Um Blasen zu verhindern, müssen die Kosten zum aufbringen der Nachfrage so hoch sein, dass der Markt im Gleichgewicht bleibt und nicht zu viel Nachfrage zur Verfügung gestellt wird. Das Experiment der globalen Niedrigzinsen ist eine hervorragende Grundlage für die schönsten (zukünftigen) Blasen. Ob es später reichen wird und auch schadlos funktioniert, durch Erhöhung der Bereitstellungskosten (für Kredite) die Blasen im Zaum zu halten ist m.E. fraglich und keineswegs sicher.

Finanztransaktionssteuer ist kein wirksames Mittel, weil ich mir in einer Blase ja einen schnellen Preisanstieg erwarte und deswegen unterstelle, dass die FTT geringe zusätzlich zu tragende Kosten sind. Wirksam wäre nur eine Mindesthaltefrist um spekulative Marktakteure fern zu halten. Aber eine gesetzliche, für alle geltende Haltefrist auf Aktien, Immobilien, Tulpen, ... einzuführen ist in einer freien Marktwirtschaft nicht durchsetzbar und wohl auch nicht sinnvoll.


Wo entstehen aktuell Blasen oder könnten welche entstehen?

Bisher ist die Geldflut noch nicht wirklich in eine Blase (wo auch immer) übergegangen. Aber ich vermute, das wird in naher Zukunft sehr schnell passieren. Das passiert wie bei einer Flut, bei der das Wasser gegen die Tür drückt und es drinnen für eine Weile noch trocken bleibt. Doch irgendwann hält die Tür nicht mehr stand und ... die Flut kommt. Wenn erst der Wettlauf um Sachwerte begonnen hat, wird sich die Geldflut der Notenbanken entladen. Aber es braucht eine positive Wirtschaftsentwicklung dafür.

  • Die Bondblase (und damit auch Schuldenblase) bei den Staatsanleihen und auch bei Unternehmensanleihen wäre am ehesten ein Kandidat. Apple gibt lieber Schuldscheine aus, als die Portokasse anzugreifen. Einigen Staaten wird das Geld hinterher geworfen, so dass diese sich zu negativen Zinsen verschulden können. Wenn die Zinserwartungen steigen, wird es sehr spannend, was mit der Bondblase und im Anschluss der Schuldenblase passieren wird.
  • Deutscher Häusermarkt: Ist mit Sicherheit nicht pauschal in einer Blase sondern wenn dann nur in wenigen Hotspots (auf dem Land fallen die Preise). Aber selbst das ist eher noch keine Blase sondern ein Nachholeffekt. Erst wenn wir beim deutschen Häusermarkt nicht ständig Artikel von Blasen zu lesen bekommen, sollte man sich Gedanken machen.
  • Digital Start-Up-Blase: Gefühlt gibt es “dausend Klitschen”, die irgendwelche Apps für die gleichen Sachen programmieren und alle werden mit Crowd- und Venture Capital zugeschüttet. Hier werden vermutlich auch einige ihr Geld verlieren.
  • Der Aktienmarkt ist meiner Meinung nach nicht in einer Blase. Die fundamentalen Unternehmenskennziffern erlauben noch höhere Aktienpreise.

Soweit meine ersten Gedanken zum Thema, mit Sicherheit noch unvollständig, aber es ist mal ein erster Wurf.